Frankreich die zweite....

Nachdem im letzten Jahr das Ubaye-Tal für bedingungslose Begeisterung gesorgt hatte geht es dieses Jahr noch mal dorthin. Diesmal allerdings in kleiner Besetzung; zu viert werden Ilona, Thorsten, Stefan und ich die Berge erobern.....
Bevor wir uns in das L'Escale en Ubaye zu Hans und Paula begeben wollen wir ein paar Tage in die Nähe von Vaujany, ca. 40 km östlich von Grenoble. Diese Gegend ist uns im letzten Jahr entgangen.
Ilona beweist mal wieder ein geniales Händchen bei der Hotelsuche und bucht uns in's Chalet Solneige in Pourchery ein. Atmosphäre, Ausstattung und Lage sind absolut top! Die Besitzer Jan und Mirjam haben ein sehr gutes Händchen für Stil und Stimmungen und haben das Chalet sehr geschmackvoll ausgestattet. Mirjam's Küche wühlt sich quer durch die Kulturgeschichte und fördert jeden Abend neue Überraschungen auf den Tisch.
Eine Altherren-Truppe auf BMW's und Yamaha's, die auch im Solneige residiert, macht die Abende zudem sehr unterhaltsam.

Anreise wie gehabt per Autozug; diesmal stressfrei und ohne Pannen. Die vergeblichen Mühen der Klimaanlage gegen die heftigen Außentemperaturen zu kämpfen nehmen wir gelassen hin. Ebenso den recht rabiaten nichtrauchenden Zugbegleiter .... Wir taufen ihn kurzerhand "Stasi-Klaus" und versuchen ihm aus dem Weg zu gehen....
Auch die megaphon-bewaffnete Entladeleiterin am Terminal in Alessandria hat wohl Nachhilfestunden im Fach Kundenorientierung bekommen und gibt sich im Gegensatz zum lezten Jahr freundlich. Das Wort "Bitte" hat man ihr auch beigebracht.....

Von Alessandria geht es über die Autobahn E70 bis kurz vor Susa und von dort hoch zum Col de Mont Cenis und zum Lac de Mont Cenis. Der erste Col unserer Tour empfängt uns mit tiefhängenden Wolken.

Auf der Passhöhe mit Blick auf den See gönnen wir uns ein erstes Sandwich und ich lerne die französische Version eines Hotdog kennen. Nix anderes als ein Würstchen im Sandwich. Um der französische Lebensart zu huldigen gibt es noch einen Café au Lait und wir starten wieder. Runter von Mont Cenis geht es über die D1006 bis nach St Jean de Maurienne. Im Gegensatz zu den tiefhängenden Wolken am Mont Cenis ist es hier unfaßbar heiß. Wir flüchten an einer Tankstelle unter einen PKW-Waschplatz weil es der einzige Schatten weit und breit ist.
Normalerweise sollte die Navigation zum Col de la Croix de Fer kein Problem sein; bloß haben die Stadtplaner vergessen ihn auszuschildern. Nach mehreren Umkreisungen des "Centre de Ville" halten wir Kriegsrat in der Einfahrt einer Betonmischanlage. Sogar Stefan's Navi steigt an der Stelle aus und will uns über einen vermeintlichen Umweg leiten. Wir beschließen dem plausibelsten Weg zu folgen und landen tatsächlich hinter dem Arves-Tal am Col de la Croix de Fer. Von dort geht es noch kurz bergab bis nach Vaujany.

Am Dienstag gilt es das erste Highlight zu erleben. Es geht auf den Col du Galibier. Morgens stolpern wir jedoch zunächst über die französische Tankstellendichte..... In Allemont hat die Tanke Ferien; wir biegen an der D1091 spontan rechts ab und finden erst nach 24 km eine Tankstelle. Abends bei der Rückfahrt stellen wir fest, daß 3 km in der anderen Richtung eine gewesen wäre.

Wir fahren den Col de la Croix de Fer hinauf der sich sehr flüssig und zügig befahren lässt. Kurz hinter der Passhöhe stoppen wir für eine kurze Zigarettenpause und werden dafür mit einer grandiosen Fernsicht belohnt. Das Arves-Tal liegt vor unseren Füssen und der Blick reicht bis zum Massif de Vanoise.
Runter nach St Jean de Maurienne und nach kurzer Etappe rechts hoch zum Galibier. Vor dem Galibier lockert der Col de Telegraphe die Knochen und mir bietet sich für einige Kilometer das Vergnügen Thorsten bei der Erstürmung zuzusehen. Was sich auf dem Galibier fortsetzt. Kurz vor der Passhöhe machen wir Pause und fahren dann bis oben weiter. Zielfotos werden geschossen....

Danach runter bis zur D1091. Und mal wieder beweist sich die Erfahrung aus dem letzten Jahr: Auch die Nationalstrassen machen Spaß; die D1091 windet sich in weiten Bögen und einigen engen Tunnels bis Bge du Chambon.

Leider hängt irgendwo eine Gewitterwolke am Berg. Sie reicht um die Mopeds komplett einzusauen. Wir verlieren Stefan bei einigen Überholmanövern und weil er sein Regenzeug anzieht.
Thorsten will an einem Kreisverkehr warten; ich will die D1091 zurück bis ich Stefan aufgetrieben habe. Als wir gerade aufbrechen wollen kommt die Buell angefahren.
Wir tanken noch und fahren dann ins Solneige zurück.

Mittwoch soll es westlich von Vaujany werden. Über La Bourg d'Oisans und den Col d'Ornon nach Corps. Dann von Mens über kleine Strassen nach La Mure und Vizille. Am Ende bietet sich noch die Runde nach Chamrousse an die nach Vizille zurück führt. Von dort sind es nur wenige Kilometer bis Vaujany.
Stefan scheidet morgens schon nach wenigen Kilometern aus weil sich seine Buell des Nummernschildes entledigt. Er fährt zurück zum Solneige und repariert das. Die Tour stellt keine grossartigen Herausforderungen. Es geht über wenig befahrene Nebenstrassen tief ins Niemandsland. Wir gönnen uns in Mens und in St. Georges zwei große Pausen weil es wieder heftig warm ist.
Höhepunkt des Tages ist die Auffahrt nach Chamrousse. Wie schon im letzten Jahr der Anstieg nach Risoul ist es auch hier eine echte Rennstrecke.Später erfahren wir, daß hier regelmäßig Bergrennen stattfinden.. Leider ist die Abfahrt reichlich mit frischem Schotter garniert. Französiche Version der Verkehrsberuhigung?
In Vizille herrscht Chaos. Ich sehe Ilona und Thorsten nicht mehr hinter mir; der Verkehr im Ortskern ist chaotisch; die Navigation kompliziert und ich drehe eine Ehrenrunde. Ich vermute die beiden vor mir und finde nach einer weiteren Runde durch den Ortskern endlich den Weg zur N95 und damit nach Vaujany. Was ich nicht weiß, ist das Thorstens Daytona streikt und mangels Sprit nicht mehr läuft. Während die beiden versuchen die Day zum Laufen zu bringen gehe ich davon aus das wir uns im Solneige treffen. Eine völlig falsche Idee......! Am Chalet angekommen ist keiner da und ich telefoniere mit Ilona und erfahre von der Panne.
Abends zerlegen wir Thorstens Daytona kurzerhand vor dem Solneige und machen eine Notoperation an den Vergasern. Und Stefan hat sein Nummernschild mittels Möbelbauwinkel wieder an der Buell befestigt.....

Donnerstag morgen verabschieden wir uns bei Jan und Mirjam und wir versprechen wieder zu kommen.

Als Highlight entpuppt sich die N1091 die mit flüssigen Kurven und grandiosen Aussichten nach Briançon führt und am Col du Lautaret zu einer Kaffeepause einlädt. In Briançon biegen wir auf die N94 ab und machen noch kurz Pause am Lac de Serre-Poncon. Danach ist es nur noch ein Steinwurf bis zum L'Escale en Ubaye. Wie gewohnt hackt Hans bei unserer Ankuft Holz während Paula ein Begrüßungs-Bier bringt.

Da es noch recht früh ist zerlegen wir noch mal Thorstens Vergaser, tauschen eine Kerze und eine Zündspule und trinken noch ein paar Kronenbourg bevor es zum Abendessen geht....

Da am Freitag morgen Bilderbuchwetter herscht beschliessen wir nach ausgiebigem Frühstück den Col de la Bonette zu erobern. Thorsten gewinnt diese Bergetappe; muss aber kurz vor der Zieldurchfahrt auf den Guide warten der ihm zeigt wo geraucht wird....
Von dort geht es runter nach St. Etienne de Tinée wo wir Mittag machen. Weiter bis es rechts zum Col de Couillole geht...
Die Zeit wird langsam knapp und wir disponieren um. Statt durch die rote und die weiße Schlucht nehmen wir die Abkürzung über Valberg und Guillaumes und dann den Aufstieg zum Col de la Cayolle.
Den Samstag nehmen wir als Pausentag. Wir verbringen den Vormittag auf der Terasse des L'Escale en Ubaye und gehen nachmittags ausgiebig Mini-Golf spielen. Thorsten gewinnt mit einer glatten 69er Runde; ich werde immerhin Dritter.....

Sonntag soll es noch mal für die beiden Alpes-Rookies Thorsten und Stefan ein paar Einträge in ihren Ferienbericht geben. Combe de Queyras, Col d'Izoard und Col de Vars stehen auf dem Programm. Ilona und ich versuchen am Samstagabend eine passende Route zu finden bis sie auf die geniale Idee kommt eine Acht zu fahren und Mont Dauphin als Kehrpunkt in die Route einzubauen. Was mir die Chance gibt den Col de Vars noch mal von der Nordseite anzugreifen.... Mir bleibt nichts anderes übrig als den virtuellen Hut vor dieser Strategie zu ziehen....

Zuerst umrunden wir den Lac de Serre-Poncon auf der östlichen Seite und wollen dann weiter bis Embrun zum Tanken. Hinter Embrun schlagen wir uns auf die Nebenstrecke aus dem letzten Jahr die parallel zur N94 verläuft; aber hoch in die Berge führt.
Hinter dem Lac de Serre-Poncon finden wir eine großartige Stelle für eine Zigarettenpause von der man weit in das Tal sehen kann wo die Durance dem Lac de Serre-Poncon entgegen fließt.

Anschliessend geht es durch Combe de Queyras und den Parc Naturel du Queyras hoch zum Col d'Izoard. In Briancon machen wir Mittag und fahren danach zum Col de Vars wo sich auf der Nordrampe die Truppe komplett zerschlägt. Vorne keiner in Sicht, hinten keiner in Sicht. Ich fahre bis zur Passhöhe wo kurz darauf Ilona und Stefan eintreffen. Thorsten hat wahrscheinlich die Passhöhe übersehen und ist weg. Wir finden ihn auf der Abfahrt wieder.

Kurz vor dem Abbiegen auf die N900 überholt uns innerorts eine Schweizer Truppe "Streetfighter" *hüstel* , denen wir dann aus der Loge zusehen dürfen wie einer von ihnen fast in ein Wohnmobil einschlägt... Ziemlich sicher, daß der der Kollege am Abend Bedarf an einer frischen Unterhose hat, fahren wir zurück nach Barcelonette. Geldautomat und Zigarettenladen müssen noch überfallen werden...

Schon am Sonntag abend verabschiedet sich Paula von uns und auch ihr versprechen wir uns bald wieder blicken zu lassen. Montag morgen rödeln wir unser Zeugs auf die Böcke und machen uns auf den Weg nach Alessandria. Am Col de Larc serviert Frankreich noch mal ein paar fette Wolken zum Abschied. Am frühen Nachmittag erreichen wir Alessandria und machen und per Autozug auf den Heimweg......
Col de la Croix de Fer
Fotos: Armin, Ilonaffephotos.com