Im Spätsommer 2004 sitzen Heinz-Friederich und ich zusammen und beschließen: Noch mal eine Woche im September die Gäule satteln und weg! Aber wohin?? Die Dolomiten gibt das kurze Zeitfenster nicht her und eine Woche Harz ist selbst für uns too much. Die Wahl fällt auf den Schwarzwald und auf die Anfahrt quer durch die Republik. Nur kurz soll uns die A3 bis hinter Köln führen und dann wollen wir über die Dörfer bis zum Feldberg. Wenn schon Schwarzwald dann ganz unten.... Gebucht wird nicht; wir vertrauen auf unser Glück und wollen uns Unterkunft vor Ort suchen.
Am Abend vor der Abfahrt belade ich die Sprint bis nix mehr draufgeht; schließlich muß ein ausreichender Vorrat an Dosenbier auch mit. Unser erstes Etappenziel heißt Beerfelden im Odenwald. Dort gibt's das "Hotel Schwanen" dessen Besitzer eine Triumph Tiger treibt. Das allein reicht um es als legitime Unterkunft zu qualifizieren. Auch keine verkehrte Auswahl; das Hotel ist klein aber sehr gemütlich und wir verbringen einen sehr charmanten Abend im kleinen Biergarten. Mit ein paar Dosenbieren aus dem Gepäck lassen wir den Abend ausklingen während die Motorräder stilvoll in der Scheune Platz finden.
Am nächsten Morgen bekommen wir beim Frühstück einen Hoteltip den ich auf einem Bierdeckel notiere. Mal sehen, vielleicht nutzt's ja was. Wir machen uns auf die Socken, streifen kurz Heidelberg und sind schon bald im Nordschwarzwald. Schon türmen sich die ersten Berge auf und bei einer Rast am Titisee mache ich per Handy unsere Unterkunft klar. Damit heißt das Ziel Hotel "Zum Hirschen" in Todtnau-Brandenberg.
Als wir eintreffen werden gerade neue Fotos für den Prospekt gemacht und man bittet uns unsere Motorräder dekorativ vor dem Hotel zu drapieren. Da das ein Bier auf Kosten des Hauses einbringt lassen wir uns breitschlagen. Ein zweites "Ex" lasse ich auch gleich noch kommen und habe so gleich schon vor dem opulenten Abendessen eine leichte Schräglage. Wie schon gehabt gibt's später noch ein paar Dosenbier beim Kartenstudium und wir fallen ins Bett. Am nächsten Morgen machen wir uns auf in Richtung Schauinsland, Belchen, Albtal und verlieben uns spontan in die Gegend.
Erst runter dann rauf und wir fragen uns wer sich solche Strassen ausdenkt? Ohne Karte und Roadbook führe ich uns einfach der Nase nach durch die Wälder bis wir uns definitiv schwindlig gefahren haben. Die Strassen werden immer kleiner und die Sprint will um enge Ecken gewuchtet werden. Rechts und links kommt der Wald immer näher. Spätestens in dem Moment wird klar: Hier sind wir nicht das letzte Mal gewesen! Auch am nächsten Tag machen wir so weiter, gönnen uns am Nachmittag allerdings eine Auszeit und lassen uns in der Sonne braten und gehen am Abend fließend in Speis und Trank über.
Da die Vogesen quasi vor der Haustür liegen machen wir den Franzosen am Mittwoch unsere Aufwartung. Die Wegfindung durch Colmar gestaltet sich als absolute Katastrophe; mehrfach kreisen wir durch die Innenstadt auf der Suche nach einem passenden Hinweis. Erst nach mehreren Versuchen leitet uns ein Schild Richtung Belfort und damit in die Vogesen. Der Col de la Schlucht ist leider frisch geschottert und ein auf dem Dach liegender Kleinwagen wurde als Bremsschikane eingebaut. Für eine Zigarettenlänge machen wir später unserer Vogesen-Pesen-Unterkunft unsere Aufwartung bis es wieder zurück zum Hotel geht.
Um den touristischen Ansprüchen auch gerecht zu werden machen wir uns am nächsten Tag auf Richtung Schweiz und Schaffhauser Rheinfall. Hinterher stellt er sich als eben solcher heraus; außer Wasser und Touristen aus aller Herren Länder war da nichts zu sehen. Wir verlassen Schaffhausen, halten uns strikt an die Tempobeschränkung der Eidgenossen und sind am späten Nachmittag wieder in Todtnau-Brandenberg.
Freitag morgen geht es wieder Richtung Heimat. In Offenburg merken wir, daß uns langsam der Zeitplan flöten geht und die heftige Sonne motiviert uns auch nicht gerade. Wir beschließen uns auf der Autobahn bis zur Eifel durchzuschlagen und in Barweiler zu übernachten. Leider ist das Hotel Hüllen wegen einer Veranstaltung am Ring komplett ausgebucht, aber die Chefin besorgt uns ein privates Zimmer. Am Samstag geht es noch mal zwei Stunden auf die Bahn bis wir wieder daheim sind.
 
 
Fotos: Armin