Frühmorgens um fünf treffen wir uns am Bahnhof Düsseldorf und vertrauen unsere Motorräder für einige Stunden dem Autozug an.
Die Tour mit dem Tageszug ist eine eher langweilige Sache: Man sitzt im Trödelzug und harrt einfach der Ankunft. Die Zeit schlägt man am besten mit Kaffeetrinken, Rauchen und Dösen tot. Aber egal. Der Weg ist schon hier das Ziel und das heißt Dolomiten und Gardasee. Die Dolomiten kannte ich zu der Zeit schon von einigen Touren. Der Gardasee war mir völlig unbekannt.
Eigentlich wollte ich ja auch gar nicht mit, denn es war schon für den September eine Dolo-Tour geplant. Anderseits waren zwei Ausflüge in die Berge in einem Jahr einfach eine klare Ansage und Andi brauchte nicht viel Mühe um mich zu überzeugen.
Mittags um zwei treffen wir in München ein und verlieren wenig Zeit bis zum Start. Da wir bis zum Abend den Weg bis in den Vintschgau geschafft haben müssen ist etwas Eile geboten. Aber das Zeitfenster ist mir bekannt und ich versuche die Truppe möglichst schnell aus der bayrischen Metropole herauszuführen. Kurz hinter Garmisch legen wir eine erste Tankpause ein.
Danach geht's weiter über den Fernpass und schon bald erreichen wir den Reschenpass der uns definitiv in das gelobte Land führt.
Wir erreichen gegen 19 Uhr die Krone in Mals und sind schnell im kuscheligen Biergarten.
Gastgeber Tony Stampfer stellt uns eine große Schüssel Nudeln und einige Hefeweizen hin und sofort macht sich ein allumfassendes Urlaubsgefühl breit. Und schon werden bei Andi und mir Erinnerungen an die legendären RRD's wach. Damit ist auch die Planung des nächsten Tages klar: Ab auf die Route der legendären 2000er Ritten-Race-Days!!!
So gibt es für die Dolo-Rookies der Truppe am nächsten Tag einen Schnellkurs: Dolomiten auf ex!
Von Mals durch den Vintschgau nach Bozen, Gampenjoch, Mendelpass, Saarntal, Penserjoch, Jaufenpass, durch das Passeiertal nach Meran. Zum Verschnaufen lotse ich die Gruppe gegenüber Bozen tief in den Berg hinauf nach Kohlern. Der "Gasthof Kohlern" ist ein absoluter Geheimtip und serviert phantastischen Apfelstrudel neben einem atemberaubendem Blick auf Bozen aus 1600 Metern Höhe.
Nach der Pause geht's zum Höhepunkt des Tages. Der Ritten, Namensgeber gleichnamiger Racedays, steht an.
Heißt je nach Interesse entweder Arschbacken zusammenkneifen und Hahn spannen oder sich genüßlich in die Bozener Sommerfrische hinaufschrauben. Ich entscheide mich für Ersteres, gebe alles, kann aber Holger nicht abschütteln. Der hängt eisern an meinem Rücklicht und läßt sich von der gelben Dampfwalze die Bahn freischieben. Wahrscheinlich raucht er sich unterwegs sogar eine....
Wir fahren wieder nach Bozen zurück und nehmen den langen Weg durch den Vintschgau nach Mals zurück.
Abends besuchen wir die lokale Pizzeria, anschließend fallen wir wieder in den Garten der Krone ein. Ein schöner langer Fahrtag geht zu Ende Einige Teilnehmer scheinen aber immer noch nicht die Schnauze vollzuhaben und darum beschließe ich die Truppe am nächsten Tag "auf's Joch" zu leiten.

Spät Abends sitze ich bei einem Bier noch allein in der Gaststube der Krone als ein Desmo draussen zu hören ist.
Ich hatte Jürgen Theiner unser Dasein gemailt, hatte aber nicht wirklich mit seinem Erscheinen gerechnet. Doch der "langhaarige Bombenleger" läßt sich die Ehre nicht nehmen uns am nächsten Tag zu begleiten. Um so besser; einen Local Hero kann man unterwegs immer gebrauchen.....
Am nächsten Morgen gibt's zum Frühstück lange Gesichter. Es regnet, aber Tony stimmt uns optimistisch: Es hört gleich auf! Jürgen trifft ein und wir machen und langsam auf Richtung Stilfser Joch.

Oben angekommen feiern sich die Rookies ausgiebig und halten ihre schmerzenden Kupplungshände hinterm Rücken.
Wir trinken auf der Passhöhe einen Cappuccino und stellen fest: Es fängt wieder an zu regnen.
Eigentlich wollte ich runter bis nach Bormio, kürze wegen des Wetters aber über den Umbrailpass ab, streife kurz die Schweiz und bald sind wir wieder in Schluderns wo uns strahlender Sonnenschein empfängt.
Es geht ins Martell-Tal. Ein Geheimtip von Jürgen aus den RRD's.
Man fühlt sich schwer an die Isle of Man erinnert. Nach einem kleinen Imbiß im Café Wind führt uns Jürgen noch am späten Nachmittag hoch in die Berge über Versorgungswege und Trampelpfade bis keiner mehr weiß wo er/sie ist. Aber runter kommen sie immer und wir treffen am frühen Abend wieder in der Krone ein. Jürgen begleitet uns noch in die örtliche Pizzeria. Wir packen später noch im Gasthof unseren Kram zusammen, denn es soll weitergehen zum Lago di Garda
Der Weg zum Gardasee führt uns quer durch den Trentino. Eine wunderschöne Tagestour an deren Ende wir in Riva ankommen.
Der Weg am Ostufer entlang nach Lazise gestaltet sich jedoch als Horror.
Bei über 30 Grad hangeln wir uns von Ort zu Ort und Ampel zu Ampel. Entnervt und durchgekocht knallen wir einfach links an stehenden Kolonnen vorbei und retten uns ins Hotel. Bloß raus aus dem Klamotten und ab unter die Dusche!
Lazise ist ein romantischer kleiner Ort am Gardasee, der vom Hotel in zehn Minuten zu erreichen ist.
Und ich stelle fest, daß man mit einem Prepaidhandy nicht von Italien nach Deutschland telefonieren kann....
Wir gehen essen, setzen uns in ein Café und schauen dem bunten Treiben zu. Die Temperatur fällt auch nachts scheinbar kein bißchen und mein kleines Einzelzimmer wird so zum Teutonen-Grill......
Wir drehen am nächsten Tag nur eine kurze Runde um den See und suchen uns eine ruhige Stelle am Ostufer. Mein Hinterreifen verabschiedet sich außerdem langsam. Sonne tanken, baden und relaxen ist nun genau das Richtige. Abends müssen wir unbedingt mit Blick auf den See essen gehen. Die Portionen sind lächerlich und die Preise saftig. Unklar warum die Restaurants völlig überlaufen sind.

Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege. Andi, Steffi und ich wollen heimwärts. Alex und Holger bleiben noch ein paar Tage am Gardasee und wollen weiter nach Venedig.
Wir drei fahren in einer Tagestour bis nach Oberaudorf und übernachten bei einer Freundin von Steffi. In Sterzing fängt es an zu regnen und hört auch bis Oberaudorf nicht mehr auf. Wir hängen eine halbe Stunde hinter einem LKW fest, weil es unmöglich ist bei dem Regen zu überholen.
Am nächsten Tag bereisen wir drei ausgiebig die bayrische Provinz.
Gegen Mittag trennen sich auch unsere Wege. Wir klatschen an einer Kreuzung kurz vor Nürnberg ab und ich verfranze mich anschließend völlig bei der Suche nach der A3.
Mit einem völlig aus dem Ruder gelaufenen Zeitplan klinke ich mich auf der linken Spur ein, lasse die Sprint mit 180 links laufen und wundere mich über das schwänzelnde Heck. Beim nächsten Tankstop merke ich, daß der Hinterreifen nun bis auf die Leinwand abgefahren ist. Hier vor Ort einen Reifenhändler aufsuchen und gleich eine Übernachtung buchen?
Oder Schongang einlegen und hoffen daß der Rest des BT20 hält?
Letzteres scheint mir besser und ich lasse es mit mäßigem Tempo laufen.
Ich rufe meine Eltern an und teile ihnen den neuen Zeitplan mit. Bei Frankfurt komme ich in ein gewaltiges Gewitter und werde fast ertränkt. Irgendwie schaffe ich es bis nach Hause. Die Sprint parkt endlich in der Garage und ich bin einfach nur froh, zuhause zu sein... . "Home, sweet Home..."
Trotzdem mit guten Freunden eine tolle Woche verbracht... Mehr kann man nicht wollen...!!
Fotos: Holger, Armin, Jürgen Theiner