Man klemme sich ein paar Freunde unter den Arm, sattele die Pferde und mache sich auf Richtung Harz. Zusätzlich vergehe man sich an den lokalen hochprozentigen Spezialitäten und mache sich zu fortgeschrittener Stunde in der Kneipe neue Freunde...
So einfach ist das! So sammele ich Freitags morgens Alexandra und Holger ein und mache den Tourguide für ihre erste Harzerkundung. Basisstation soll das "Hotel zur Laute" in Lautenthal sein, welches sich schon mehrfach bewährt hat. Simpel, aber herzlich und günstig.
Quer durchs Sauerland stranden wir in Northeim und machen dort Mittagspause.
Ab dort wird's langsam fahrtechnisch interessant und ein kleiner Umweg durch den Oberharz führt uns nach Lauthenthal. Zimmerbezug, Duschen, ein erstes Bier an der Theke und ein Rundgang durchs Dorf machen klar: Wenn das hier nicht der Arsch der Welt ist dann weis' ich es nicht.... Aber schön!
Wir erkunden den Ort und staunen wie der Aufbau-Ost hier scheinbar spurlos vorbei gegangen ist. Ist halt noch Westdeutschland....
In Lautenthal ist scheinbar irgendwann mal vor 100 Jahren die Zeit stehen geblieben.
Zwei Hotels, ein Supermarkt, ein Besucherbergwerk und mehr muß man über den Ort gar nicht wissen. Der Ort hat halt die niedergegangene Karriere des Bergbaus im Harz erlebt und ist auch wegen seiner Lage abseits der grossen Touri-Zentren im Harz vergessen worden. Allerdings kann man den Charme harzianischer Kleinstädte hier noch live erleben und als Ausgangsort fürs Motorradfahren ist er ideal.
Ab dem Ortsausgang hat man die typische Strassenführung der Gegend. Reifenwärmer wären zu empfehlen! Außerdem ist es nachts bis auf die Kirchturmglocken totenstill.
Was mancher zu schätzen weiß der eine Nacht mit der kleinkraftradknatternden Dorfjugend unterm Fenster schon mal erlebt hat.
Dem Abendessen folgen diverse Biere einer uns völlig unbekannten Sorte und später am Abend lassen sich meine beiden Mitgereisten überreden eine Harzer Spezialität zu verkosten. Der erste "Schierker Feuerstein" des Lebens schmeckt immer wie Laterne-ganz-unten; aber es bessert sich langsam nach dem dritten.
Zwei am Nebentisch sitzende Jungs stellen sich als Recklinghäuser Moppedfahrer heraus die gerne auch an der geführten Wanderung am nächsten Tag teilnehmen würden. Wir lassen uns mit zwei Runden Feuerstein überreden und statt früh ins Bett zu gehen machen wir der Wirtin noch zwei Stunden lang einen ordentlichen Deckel. Die enge Treppe in den ersten Stock schaffen wir später mit einigen Anläufen dann doch noch und beschädigen dabei so wenig wie möglich vom Mobiliar....;-)
Am nächsten Morgen geht' nach ausgiebigem Frühstück los. Erst über die kleinen verschlungenen Wege des Oberharz, dann zum Torfhaus. Weiter quer durch den Harz bis kurz vor den Kyffhäuser. Netzkater ist unser Kehrpunkt und wir lassen uns wieder bergauf treiben über Hasselfelde, Blankenburg nach Thale wo wir Mittag machen.
In Thale verfranze ich mich gründlich und muß eine örtliche Polizeistreife nach dem Weg fragen. Danach geht's weiter über Wernigerode nach Braunlage.
Einen Abstecher durch ein enges Waldstück treibt uns nachmittags den Schweiß auf die Stirn. Die aufgestellten Schilder "Rollsplitt" mahnen uns zur gemäßigten Gangart; aber kein Splitt in Sicht.
Der kommt erst auf einem langen Bergabstück weit hinter dem Schild als wir schon wieder 120 auf der Uhr haben. Netter Trick!
Von Braunlage geht's Richtung Clausthal-Zellerfeld. Bei Torfhaus hauen wir uns links in den Wald Richtung Altenau und von dort durch hohe Tannenwälder bergauf weiter bis Clausthal.
Die Lust auf einen Cappuccino treibt uns nach Goslar. Eher zufällig fahren wir die B241 von Zellerfeld nach Goslar und dürfen uns am späten Nachmittag noch mal ausgiebig die Reifenflanken frei fahren. Geil! Nach einem Kaffee mit Blick auf die Kaiserpfalz geht's die 241 wieder hoch nach Zellerfeld, dann zurück zum Hotel.
Die Rückkehr feiern wir ausgiebig im ehemaligen Wintergarten der Lauthe, weil der Biergarten wegen einer Wespenplage unbenutzbar ist. Abends serviert Wirtin Brigitte ein Bauern-Omlette in der Größe einer Pizza Calzone. Lecker! Danach zum Ausklang wieder unbekanntes Bier und Feuerstein.
Der Rückweg am Sonntag führt uns aus dem Harz heraus nach Einbeck und von dort nach Paderborn. Gelegenheit den Restalkohol verfliegen zu lassen. Kurz vor Paderborn verlassen uns unsere beiden Recklinghäuser. Wir nehmen noch ein Stück Sauerland mit, gehen in Unna auf die A40 und reiten nach Hause.
 
Fotos: Holger + Alexandra